Hungerstreik im Lager Nostorf/Horst

Die Hungerstreikenden in Horst am 17.9.2010

Mehrere Flüchtlinge im Lager Nostorf/Horst sind vergangene Woche in den Hungerstreik getreten. Sie protestieren damit gegen ihre langandauernde Unterbringung in der gemeinsam von Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern betriebenen „Landesgemeinschaftsunterkunft“ (LGU) sowie gegen die menschenunwürdigen Bedingungen vor Ort.

Wie der Flüchtlingsrat Hamburg und andere Unterstützer_innen feststellen konnten, ist die dortige medizinische Versorgung katastrophal, der Zugang zu Anwält_innen, Beratungsstellen und weiteren Unterstützer_innen im Asylverfahren kaum vorhanden. Wie Flüchtlinge berichten, ist das Essen in der viel zu kleinen Kantine schlecht, die Selbstversorgung in einer eigenen Küche wird nicht ermöglicht.
Zu all dem kommt die völlige soziale Isolierung in einem Lager, das sich acht Kilometer von Boizenburg, der nächstgelegenen Stadt, entfernt befindet. Mit dem geringen Taschengeld von maximal 40 Euro im Monat scheitert eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben damit schon an den Fahrtkosten für den Bus in den Nachbarort.

Klare Forderung: "Wir wollen hier raus!"

Viele der Flüchtlinge müssen sehr lange in dem Lager ausharren – vorgesehen ist eine Verweildauer von bis zu zwei Jahren. Dies ist auch einer der wesentlichen Gründe für die Proteste.
In Horst befinden sich ebenfalls mehrere Familien mit Kindern – trotz der Ankündigung im schwarz-grünen Koalitionsvertrag, diese nicht mehr in der LGU unterzubringen.
In einer gemeinsamen Presseerklärung unterstützen der Flüchtlingsrat Hamburg, der Koordinationsrat der Iranerinnen und Iraner in Hamburg e.V., das Café Exil und das Infomobil Sportallee die Proteste und fordern unter anderem:
  • Sofortige Schließung der Landesgemeinschaftsunterkunft Nostorf/Horst!
  • Sofortiger Stopp der Unterbringung von Hamburg zugeteilten Flüchtlingen in Nostorf/Horst!

Wohnungen statt Lager! 
Bewegungsfreiheit und freie Wahl des Wohnortes! 
Bleiberecht und gleiche Rechte für alle!

Die vollständige Presseerklärung kann beim Hamburger Flüchtlingsrat heruntergeladen werden. Darin befinden sich auch weitere Informationen zu den Bedingungen vor Ort.
Der Flüchtlingsrat Mecklenburg-Vorpommern unterstützt die Proteste ebenfalls und hat eine eigene Presseerklärung herausgegeben.
In der taz vom 18.9. findet sich ein Artikel über den Hungerstreik.
Auch die Hamburger Morgenpost hat am 20.9. einen Artikel zum Thema veröffentlicht.
Weitere Fotos gibt es bei indymedia (in den Comments).

Café Exil

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